Lungenarterienembolie
Siehe auch S2K Leitlinie 2023
Diagnostik mittels Kontrastmittel-CT (Echokardiographie alleine nur bei unvertretbarem Transportrisiko zur Bewertung einer Rechtsherzbelastung; immer CT anstreben)
Risikostratifizierung zur weiteren Therapieplanung (siehe Risikostratifizierung)
- Hämodynamische Instabilität (RRsyst. < 90mmHg oder RR-40mmHg für 15min)
- Obstruktiver Schock (RR < 90 mmHg oder Vasopressoren + Endorganschaden)
- Troponin/NT-ProBNP Bestimmung
- Rechtsherzbelastung im CT oder Echokardiographie
Bei v.a. LAE kann eine Beatmung/Intubation zur sofortigen Reanimationspflichtigkeit führen (Rechtsherzbelastung!)
Antikoagulation: initial unfraktioniertes Heparin 5000 IE Heparin-Perfusor während Lysetherapie mit Actilyse (Alteplase, rtPA) fortführen; bei anderen Thrombolytika pausieren; wenn vor Lysetherapie LMWH gegeben wurde, 12h nach LMWH Heparinperfusor (24h nach Fondaparinux)
Bei hämodynamisch instabilen Patienten weitere Therapieevaluation in Rücksprache mit Pneumologie, Kardiologie
- vaECMO Anlage bei kritischer Instabilität
- Systemische Lysetherapie
Bei Kontraindikationen für systemische Lyse
- Lokale Lyse durch Radiologie (bei KI für systemische Lyse)
- Mechanische Thrombektomie
Bei hämodynamischer Instabilität ist Noradrenalin Vasopressor der 1. Wahl (Ziel MAP 65mmHG)
Bei stabilen Patienten in der Regel keine Lysetherapie Therapeutische Heparinisierung ist Standard
Überwachung von Patienten mit intermediär-(hohem) Risiko für 2-3 Tage auf IMC Station. Bei hämodynamischer Instabilität im Verlauf Rescue-Lyse. Ggf. kann bei diesen Patienten lokale Lyse oder int.
Allgemeines
Klinische Zeichen der LAE wie Dyspnoe und Tachykardie sind unspezifisch. Daher kommt in der Diagnostik der Bestimmung der Vortestwahrscheinlichkeit eine hohe Bedeutung zu. Hierfür wurden verschiedene Scoring-Systeme entwickelt. Bestätigt sich die Verdachtsdiagnose der Lungenarterienembolie muss eine Risikostratifizierung erfolgen um die weitere Therapie (i.e. Lyse, ECMO, Antikoagulation) festzulegen. Im intensivmedizinischen Kontext kommt darüber hinaus der Identifikation von hämodynamisch instabilen Patienten mit LAE und ggf. Indikation zur ECMO Therapie eine wichtige Bedeutung zu.
Diagnostik der LAE
Für den diagnostischen Ablauf soll zuerst eine Bestimmung der Vortestwahrscheinlichkeit erfolgen. Bei hämodynamisch instabilen Patienten bzw. hoher Vortestwahrscheinlichkeit Echokardiographie zur Detektion eines akuten Rechtsherzversagens danach ggf. CT-Untersuchung.
- Patienten mit Schock/Hypotension: direkt CT und/oder Echokardiographie
- Ansonsten: Bestimmung der Vortestwahrscheinlichkeit mittels Wells-Score
- Hohe Wahrscheinlichkeit: keine D-Dimer Bestimmung, direkt CTA
- niedrige/intermediäre Wahrscheinlichkeit: wenn D-Dimere positiv CTA
Risikostratifizierung
Nach Diagnosestellung erfolgt die Festlegung des weiteren Managements nach Abschätzung des Mortalitätsrisikos. Hierfür erfolgt eine Echokardiographie, die Bestimmung des sPESI sowie kardialer Biomarker.
Mortalitätsrisiko | Hämodyn. Instabilität | sPESI > 1 | RV-Dysfunktion (TTE od. CT) | Troponin > 14ng/L | |
---|---|---|---|---|---|
Hoch | + | + | |||
Intermediär | intermediär hoch | - | + | + | + |
intermediär niedrig | - | + | 1 oder kein Kriterium | + | |
Niedrig | - | - | - | - |
Parameter | sPESI |
---|---|
Alter | 1 |
Neoplasie | 1 |
Herzfrequenz (>110bpm) | 1 |
RRsyst. < 100mmHg | 1 |
SpO2 < 90% | 1 |
Management
Hochrisiko-LAE
Bei hämodynamisch instabilen Patienten erfolgt die kardiopulmonale Stabilisierung (siehe auch Rechtsherzversagen). In Zentren kann hierfür noch vor Lysetherapie eine vaECMO angelegt werden und das weitere Vorgehen (Lyse vs. Embolektomie) danach evaluiert werden. Ansonsten erfolgt nach Ausschluss von Kontraindikationen und Gabe von unfraktioniertem Heparin (UFH) die systemische Lysetherapie (bei Kontraindikationen ggf. lokale Lyse oder endovaskuläre Reperfusionsverfahren erwägen). UFH weiter bis Patient stabilisiert.
LAE mit intermediärem Risiko
Patienten mit intermediär-hohem Risiko werden für 24-36h auf einer Überwachungsstation überwacht. Sie erhalten eine therapeutische Antikoagulation vorzugsweise mit niedermolekularem Heparin (NMH). Bei hämodynamischer Verschlechterung erfolgt dann eine Lysetherapie oder eine interventionelle Thrombektomie. Patienten mit intermediär-niedrigem Risiko werden auf Normalstation mit NMH oder DOAK antikoaguliert.
LAE mit niedrigem Risiko
Ambulante oder normalstationäre Behandlung in Abhängigkeit von Komorbiditäten.
Isolierte subsegmentale LAE
Bei isolierter subsegmentaler LAE und fehlenden/atypischen Beschwerden falsch-positiven Befund in Betracht ziehen. Vor Antikoagulation versuchen Thromboseverdacht zu erhärten.
Lysetherapie
Actilyse | Gewicht > 65kg | 10mg (Bolus) + 90mg über 2h |
Gewicht < 65Kg | max. 1,5mg/kg | |
Akzeleriertes Schema | 0,6mg/kg über 15 Minuten |
Absolute Kontraindikationen (Systemische Lysetherapie)
- Intrakranielle Blutung in der Vorgeschichte
- Ischämischer Schlaganfall innerhalb der letzten 6 Monate
- ZNS Neoplasie mit erhöhtem Blutungsrisiko
- Schweres Trauma/OP in den letzten 3 Monaten
- Hämorrhagische Diathese
- Aktive Blutung
- Allergie gegen Thrombolytikum
Bei lokaler Lysetherapie (z.B hohes Blutungsrisiko/Kontraindikation systemische Lyse) werden angiographisch Pigtailkatheter in eine oder beide Pulmonalarterien eingelegt (via femoralem oder jugulärem Zugang). Die Dosierung beträgt 24mg Actilyse über 12h (bei 2 Kathetern 12mg je Katheter). Postinterventionell Katheterentfernung durch Radiologie. Cave: Trabekelverletzung durch Pigtails. Systemische Antikoagulation während lokaler Lyse weiter applizieren. Bisher liegen nur wenige Daten für dieses Verfahren vor (SEATTLE II Studie). Zum Teil werden hier auch Ultraschall-Katheter eingesetzt.
Bei der interventionellen Thrombektomie wird über die Leistengefäße ein 24F-Katheter in die Lungenstrombahn eingebracht und die pulmonalen Thromben werden abgesaugt. Das Verfahren scheint insbesondere bei frischen Embolien (teilweise kollagenisiert aber möglich) mit hohem zentralen Anteil geeignet. Das Absaugen des Thrombus dauert ca. 20min pro Seite. Das erfolgreiche Absaugen führt häufig zu einer schnellen Besserung der Symptomatik. Es gibt bisher keine Studien, die die Lysetherapie mit der Thrombektomie vergleichen. In der Peerless Studie scheint bei intermediärem-hohen Risiko die Thrombektomie der lokalen Lyse überlegen. Möglicherweise hat die lokale Lysetherapie Vorteile bei einem hohen Anteil peripher liegender Thromben.
Siehe auch: S2K Leitlinie 2023
Antikoagulation
Bei hämodynamisch stabilen Patienten (nicht-Hochrisiko) LMWH oder Fondaparinux