Hyperkaliämie
- Anlage iv. Zugang, EKG-Monitoring (incl. 12-Kanal-EKG), Blutdruckmessung
- Ausschluss einer Pseudohyperkaliämie (Abnahme aus Infusion, Hämolyse)
- Ggf. die Kaliumzufuhr stoppen
- Bei Hyperkaliämie mit EKG Veränderungen keine zentrale Kanülierung der V. cava superior wegen der Gefahr von Herzrhythmusstörungen durch Seldinger-Draht
- Unterscheide:
- Schwere Hyperkaliämie (Kalium > 6.5 mmol/L)
- Moderate Hyperkaliämie (Kalium 6,0-6,4 mmol/L)
- Milde Hyperkaliämie (5,5-5,9 mmol/L)
- Bei schwerer/ moderater Hyperkaliämie mit EKG- Veränderungen Therapie mit:
- 10ml 10% Calciumchlorid, erneute Gabe ggf. nach 5 Minuten (Bei EKG Veränderungen)
- Insulin-Glucose (16g Glucose (= 40ml G40%) + 20 I.E. Insulin über 5min iv.) oder Insulinperfusor (40ml Glucose 40% + 20I.E. Insulin mit 20ml/h)
- Gabe von 80mg Furosemid iv. und HCT 25 mg p.o.
- Bei invasiver Beatmung Hyperventilation (Ziel: pCO2 30-35 mmHg)
- Bei metabolischer Azidose mit pH < 7,30 Gabe von Natrium-Bicarbonat
- Bei Kalium > 6,0 mmol/L in der Regel Dialysebehandlung initiieren
- Engmaschige Kalium- und Blutzuckerkontrollen (alle 30 min, solange Insulinperfusor wegen Hyperkaliämie)
- Erwäge bei Kreislaufstillstand wegen Hyperkaliämie eine Notfalldialyse unter vaECMO-Anlage
- Bei milder Hyperkaliämie Kaliumeliminierung möglich mittels
- Furosemid
- Resonium (15g p.o o. 30g rektal als Klysma – 1 mmol/l Senkung in 24/48h)
- Patiromer (8,4g bis 25,2g tgl., Wirkeintritt nach 4-7h, potenter als Resonium)
- Natriumzirkoniumcyclosilicat (Lokelma) 3 x 10g tgl.
Häufige Ursachen für eine Hyperkaliämie
- Akutes/chronisches Nierenversagen
- Rhabdomyolyse
- Exogene Kaliumzufuhr
EKG-Veränderungen
- T-Wellen-Erhöhung
- AV-Blockierungen
- Verlust der P-Welle
- Bradykardie
- Veränderungen der ST-Strecke (NSTEMI/STEM- Imitation)
- QRS-Verbreiterung (VT Imitation DD bei
Pseudo VT
mit Herzfrequenz unter 130 bpm) - Sinuswelle
Pseudo-VT
Bei schwerer Hyperkaliämie können schnell wechselnde EKG-Rhythmen auftreten. Typisch sind VT-ähnliche EKG Bilder mit ungewöhnlich breiten Kammerkomplexen (> 200 ms) oder mit VT-untypisch langsamer Herzfrequenz (< 130 bpm). Die Gabe von Amiodaron oder Lidocain bei hämodynamisch stabiler “Pseudo”-VT kann zur sofortigen Reanimationspflichtigkeit führen. Die Gabe von Calcium und Behandlung der Hyperkaliämie führt im Falle einer “Pseudo” VT rasch zu einer Veränderung des EKG Bildes
Fehlende EKG-Veränderungen schließen eine schwere Hyperkaliämie nicht aus (Sensitivität 30-60%, Spezifität 80–90%)
BRUSH Syndrom
Schwere Bradykardien treten normalerweise nur bei sehr hohen Kaliumwerten auf. Bei gleichzeitiger Einnahme AV-blockierender Medikamente (Betablocker, Calciumantagonisten) können im Rahmen eines Nierenversagens allerdings auch bei moderaten Kaliumwerten (> 5mmol/l) schwere Bradykardien auftreten - so genanntes BRASH Syndrom (Bradykardie, Nierenversagen, AV-Block, Schock, Hyperkaliämie).