Exazerbierte COPD

👨‍⚕️ Top-Maßnahmen
Was würde der erfahrene Kliniker tun? Top-Maßnahmen auf der Intensivstation.
  1. 12-Kanal-EKG bei Aufnahme, Röntgenthorax und Echokardiographie zum systematischen Ausschluss von Differentialdiagnosen

  2. Blutentnahme
    • Art. BGA
    • Standardlabor
    • PCT, CRP
    • Troponin, NT-proBNP
    • Blutkulturen
    • Atemwegsmaterial (E+R und Resp. Virenpanel)
    • Urin: Legionellen Antigen

  3. Unterscheide hypoxämisches und hyperkapnisches Lungenversagen
  4. Differentialdiagnostische Ursachen für Exazerbation evaluieren
    • Akutes Koronarsyndrom (12-K-EKG, TTE)
    • Lungenarterienembolie (Thorax-CT, TTE)
    • Pneumothorax (Sonographie, Röntgen-Thorax)
    • Dekomp. Herzinsuffizienz (NT-proBNP, TTE)
    • Infektion (purulentes Sputum, PCT)

  5. Inhalation von Salbutamol und Ipratropiumbromid

  6. Prednisolontherapie (40mg Prednisolonäquivalent) für 5 Tage

  7. Bei beatmungspflichtiger Exazerbation Antibiotikatherapie beginnen

  8. Bei hämodynamischer Stabilität ausgeglichene bis negative Flüssigkeitsbilanz anstreben

  9. Prävention weiterer Exazerbationen: Influenza- und Pneumokokken-Impfung im Verlauf sicherstellen

Definition

(S2k Leitlinie COPD 2018)

Die akute Exazerbation der COPD (aeCOPD) ist definiert als akute Verschlechterung der COPD-Symptomatik, über mindestens 2 Tage anhaltend und mit Notwendigkeit der Therapieintensivierung. Therapeutisch ist die Identifizierung des Exazerbationstriggers von Bedeutung. Hierbei ist die vorschnelle Diagnose einer Infektexazerbation (bei eigentlich zu Grunde liegendem Pneumothorax oder akutem Koronarsyndrom) ein klassischer Fehler.

Der systematische Ausschluss differentialdiagnostischer Ursachen der exazerbierten COPD ist von entscheidender Bedeutung

Häufige Differentialdiagnosen

  • Dekompensierte Herzinsuffizienz
  • Akutes Koronarsyndrom
  • Akute Lungenembolie (bis 6%)
  • Pneumonie/pulmonaler Infekt
  • Pneumothorax (insbesondere bei Emphysem!)

Therapie

Die Therapie ist grundsätzlich abhängig von der Ursache der Exazerbation. Wichtige therapeutische Überlegungen werden nachfolgend aufgeführt.

  • Eine antiinfektive Therapie kommt bei sehr schwerer Exazerbation (ICU Indikation) auch bei fehlendem Pneumoniehinweis (PCT, RöThx, purulentes Sputum) in Betracht, insbesondere bei Notwendigkeit der Beatmung.
  • Bei Exazerbation vermindert die Steroidtherapie die pulmonale Inflammation. Hohe Dosierungen > 50mg und längere Therapiedauer > 5 Tage sind ohne Vorteil und erhöhen die Rate hyperglykämer Ereignisse.
  • Bei hyperkapnischem Lungenversagen Nicht-invasive Beatmung (NIV) beginnen

NIV Therapie bei hyperkapnischer Exazerbation

(S3 Leitlinie NIV-Beatmung als Therapie der akuten respiratorische Insuffizienz 2022)

Kontraindikationen

  • Fehlende Spontanatmung
  • Atemwegsverlegung
  • GI-Blutung
  • Koma (außer, wenn hyperkapnisch bedingt)

Engmaschige Überwachung innerhalb der 1-2h nach Beginn der NIV Therapie. Bei ausbleibender Verbesserung (Zunahme Vigilanz, Abnahme pCO2, pH Anstieg) Intubationsindikation überdenken.

Invasive Beatmung bei exazerbierter COPD

  • verlängertes I:E wählen (1:2 – 1:5)
  • eher niedrige Atemfrequenz wählen (8-12/min)
  • Eher höhere Tidalvolumina zulassen
  • Dynamische Lungenüberblähung vermeiden (Air trapping)